Zur kaufkräftigen Mittelschicht gehören laut Credit Suisse bereits mehr als 110 Millionen Bürger, Tendenz steigend. Auch für Sport-Unternehmen ein hochinteressanter Absatzmarkt. ISPO.com hat sich bei fünf westlichen Brands umgehört, warum sie gerade dabei sind, dort ihr Geschäft auszubauen.
- Primaloft, USA, Spezialist für Isolationsmaterialien
- Gola Sportswear, Sportbekleidungs-Firma aus England
- Fun4U, Skateboard-Hersteller aus Niederkassel bei Bonn
- Scarpa, Schuh-Spezialist aus Italien
- Sports Performance Tracking (SPT), Wearables aus Australien
Primaloft will in China weiterwachsen
Primaloft ist weltbekannter Spezialist für Isolationsmaterialien und als Ingredient Brand in vielen Sport- und Outdoorprodukten namhafter Hersteller zu finden. Hauptsitz ist in Latham-New York in den USA, einen EU-Sitz hat Primaloft in Taufkirchen bei München und einen Asien-Sitz im chinesischen Xiamen.
Jochen Lagemann ist der Managing Director von Primaloft Europe und Asia: „Der Markt in China ist schon länger für Primaloft relevant. Einerseits als Produktionsstandort, da wir schon seit vielen Jahren Primaloft Isolierung und inzwischen auch Primaloft Garn und Primaloft Fabrics vor Ort produzieren, zum anderen als Absatzmarkt.
Dabei ging es anfangs vermehrt um die Unterstützung westlicher Marken auf dem chinesischen Markt, seit einigen Jahren jedoch auch um die Kooperation mit lokalen Sport- und Outdoor-Marken.
Der chinesische Markt wird technischer, die Bereitschaft für technische Premium-Produkte wächst, die Infrastruktur wird ausgebaut, Sport ist im Regierungsplan als Wachstumsmarkt definiert, die Olympischen Winterspiele 2022 stehen an und die Begeisterung für Sport ist ungebrochen.“
Lagemann sieht das Wachstum von Primaloft in China noch nicht am Ende: „Zunächst haben wir über mehrere Jahre den Markt mit geringer Präsenz vor Ort betreut, jedoch vor zwei Jahren eine Niederlassung in Xiamen gegründet und ein lokales Team aufgebaut. Außerdem haben wir eine gut eingeführte Distribution mit einem Sales Team in Shanghai und planen unser Team in China weiter ausbauen.“
Gola: Auf der Suche nach Distributoren
Gola Sportswear ist 1905 entstanden und wurde 1998 von der Jacobson Group gekauft. Nach den Worten von Brand Manager Wayne Howarth ist es das Ziel Gola international wachsen zu lassen: „China ist ein wichtiger Absatzmarkt. Wir haben bereits eine Distribution in Asien und wir denken, dass jetzt die richtige Zeit ist, mit unserer Marke China zu entdecken.“
„Derzeit bauen wir uns ein Netzwerk auf. Bei der ISPO SHANGHAI haben wir die Möglichkeit unsere Gola Sport Collection zu präsentieren und neue potentielle Partner kennenzulernen. Vor ein paar Jahren haben wir begonnen den Absatzmarkt China genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir haben vor Ort bereits einen Partner hierfür. Mit Geduld suchen wir jetzt die geeigneten Distributionsteams, mit denen wir vor Ort arbeiten können.“
Fun4U: Logischer Schritt nach China
Fun4U produziert Skateboards, Longboards, Scooter und Cityroller und hat ihren Firmensitz in Niederkassel. Gründer ist Panos Hadjinicolaou: „Wir merken schon seit einiger Zeit, dass es im chinesischen Binnenmarkt eine stark ansteigende Anzahl an Konsumenten gibt. Da die Qualität unserer Produkte und das deutsche Engineering speziell in Asien sehr geschätzt werden, war eine Expansion nach China der einzig logische Schluss.“
Auch auf der ISPO SHANGHAI hat Fun4U einen Stand: „In erster Linie geht es darum unsere Premiumprodukte im Bereich Stunt Scooter inkl. unserer Longboards „Made in Germany“ in China bekannter zu machen. Zusätzlich treffen wir hier Geschäftspartner aus China.“
Um in China erfolgreich zu sein, sind für Fun4U-Geschäftsführer Hadjinicolaou die Kontakte vor Ort entscheidend: „Es braucht vor allem zuverlässige Kontakte vor Ort. Auch wenn wir durch unsere Produktionstätigkeit schon seit fast 20 Jahren in China unterwegs sind, ist es noch mal eine andere Aufgabe dort auch einen fähigen Vertriebspartner zu finden. Wir haben schon einige Kandidaten, sind aber dahingehend noch auf der Suche nach der perfekten Partnerschaft.“
Scarpa bedient chinesische Bedürfnisse
Der italienische Schuhspezialist Scarpa wurde 1938 gegründet, seit Anfang 2013 gibt es Scarpa China. Joe Chen, ist seit dem der dort ansässige Marketing Manager.
Er erklärt den Schritt der Italiener nach China: „China ist ein potentiell großer Markt und spielt deshalb eine wichtige Rolle für zukünftiges Wachstum. Zunächst wurde Scarpa von Distributoren vor Ort vertrieben. Nachdem wir einige ausgewechselt hatten, erschien es uns nötig vor Ort eine eigene Niederlassung aufzubauen, um den Markt besser zu verstehen und zu kontrollieren und um eine höhere Konsistenz zu haben.“
Natürlich verkaufe man in China auch High-Tech-Schuhe aber „aus Sicht unserer chinesischen Niederlassung kann ich sagen, dass die Bedürfnisse sich hier signifikant zu den Anforderungen in Italien unterscheiden. Beispielsweise werden die Produkte von unseren Kunden viel universeller eingesetzt. Sie gelten außerdem eher als Lifestyle-Produkte. Entsprechend haben haben wir hier unser Portfolio angepasst und einen viel höheren Verkaufsanteil an Lifestyle-/Multifunktionsschuhen.“
SPT lernt chinesischen Markt kennen
Die Firma Sports Performance Tracking (SPT) wurde 2014 gegründet und bietet Wearables mit GPS-Tracking für Teamsportarten an. Bisher können die Game Traka von SPT in 40 Ländern gekauft werden. China ist noch nicht darunter. „Trotzdem haben wir bereits einen Stand auf der ISPO SHANGHAI“, sagt General Manager Paul Rovis.
„China ist ein aufstrebender Markt für Sport Wearable Technologien. Dort gibt es ein riesiges Kundenpotential, das wir gewinnbringend nutzen könnten. Das wird aber ein langer Prozess, wo wir gerade erst am Anfang stehen. Ich hoffe daher, auch durch die ISPO SHANGHAI einen größeren Einblick in den Markt zu bekommen. Und vielleicht gelingt es uns ja, wenn wir die richtigen Partner treffen, unseren Markteintritt in China zu beschleunigen.“
Video: Das war die ISPO BEIJING
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