Mountainbiking spielt als Outdoor-Aktivität in der deutschen Touristikbranche hinter Wandern und Straßenradfahren nur die dritte Geige. Und das, obwohl laut Mountainbike Tourismusforum 15 Millionen Deutsche mindestens gelegentlich aufs MTB steigen. Bis 2030 will das Projekt dieses Potenzial ausschöpfen.
Wie das genau funktionieren soll, erzählt Nico Graaff, Wissenschaftlicher Referent auf der OutDoor by ISPO in München. Die Ansätze dafür sind radikal und reichen von einer Revolution des Wegerechts bis zu einer Schulsportreform.
Zunächst stellte Graaff vor, wie das Mountainbike Tourismusforum die Mountainbike-Branche durch seine Verbandsarbeit beim Wachstum unterstützen will:
Professionalisierung des nationalen Mountainbike-Tourismus etwa durch den Deutschen Mountainbike-Tourismuskongress und die Deutsche Mountainbike-Guidingtagung sowie die Veröffentlichung von Leitlinien und Arbeitshilfen für die MTB-Entwicklung vor Ort.
Marktforschung durch die weltweit umfassendste Untersuchung von Mountainbike-Gästen mit dem Mountainbike-Monitor, der auch Auswirkungen des Bikens auf Boden, Flora und Fauna thematisiert.
Engagement für die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes und stadtnaher Erholungsangebote etwa durch das Bike-Booklet, das angehenden Bikern und E-Bikern eine Handreichung gibt, um den Sport mit Freude und gleichzeitig achtsam ausüben zu können.
Vertretung der MTB-Branche und ihrer Interessen durch eigene Veranstaltungen und Kooperation mit anderen Verbänden. Im Mountainbike Tourismusforum engagieren sich Touristiker, die Industrie und die Verwaltung gleichermaßen.
Im Anschluss wurde Graaff noch konkreter: Einen ersten Schritt zur Weiterentwicklung des Mountainbiking sieht er im Wegerecht. Dieses müsse in Deutschland angepasst werden, denn in den einzelnen Bundesländern gelten unterschiedliche Regelungen, die einen Ausbau der Wege verhindern. „Die Regelungen der Länder sind teilweise ungenau was den Begriff „geeignete“ bzw. „befestigte“ Wege angeht.
Die Bundesplattform „Wald – Sport, Erholung und Gesundheit“ hat sich hierzu vertiefend beschäftigt und ein Empfehlung zur Vereinheitlichung auf „geeignete Wege“ empfohlen,“ so Graaff. Denn Biker benötigen zwingend geeignete Wege um ihren Sport ausüben zu können.
Auch müsse die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Outdoor-Aktivitäten verbessert werden damit Wanderer, Radfahrer und Mountainbiker sich nicht gegenseitig in die Quere kommen.
Statt sich gegenseitig Platz streitig zu machen, sollten Wanderer und Mountainbiker zusammen arbeiten. So könnten die Biker ein Teil des riesigen Wanderwege-Netzes in Deutschland für sich nutzen.
Schließlich hat der Deutsche Wanderverband eine Reduzierung seiner Wege angekündigt. Der DWV will in Zukunft auf Qualität setzen und plant deshalb, sein bestehendes Netz zu reduzieren. Die frei gewordenen ehemaligen Wanderwege könnten Biker nutzen.
„Aus der Praxis wissen wir, dass ein respektvolles Miteinander von Radfahrern, Mountainbikern und anderen Nutzern in der Natur gut funktioniert. Das belegt übrigens auch das Projekt „Natur, Umwelt, Bewusst“ des Deutschen Wanderverbandes, führt Graaff fort.
Wer Mountainbiking zukunftsorientiert aufstellen will, darf sich einer in den vergangenen Jahren entstandenen Zielgruppe nicht verschließen: E-Mountainbiker. Einen Vorgeschmack auf spezielle E-MTB-Trails gibt die weltweit erste, speziell für E-Mountainbikes entwickelte Uphill-Strecke: der Bosch eBike Uphill Flow Trail im MTB Zone Bikepark Geisskopf.
Doch der beste Weg, Menschen für Mountainbiking zu begeistern, setzt schon viel früher an. So fordert das Mountainbike Tourismusforum Deutschland, Moutainbiken bis 2030 als Schulsport fest zu integrieren.
Die Vision ist klar, doch der Weg scheint noch ein weiter zu sein. Aber Graaff ist zuversichtlich und hofft auf noch mehr Zuspruch für das Projekt: „Wir brauchen eine noch breitere Unterstützung aus Politik, Industrie, Medien, Tourismus, Gesundheit, Sport und Wissenschaft und dann können wir die Vision 2030 umsetzen.“
Das Ziel ist klar: Deutschland soll bis 2030 als Mountainbike-Tourismusregion etabliert sein. Also ab aufs Bike, auch wenn der Weg ans Ziel ein wenig holprig werden kann – aber darum geht es ja beim Biken. Nicht nur langweilig geradeaus, sondern über Stock und Stein und querfeldein!
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