Die Bandbreite an Studiengängen reicht von Sport als Wissenschaft über Sportmanagement bis hin zu Event-Studiengängen mit Schwerpunkt Sport. Schulabgänger sollten sich fragen: Will ich in meinem Job mehr mit der betriebswirtschaftlichen Seite zu tun haben? Oder mit der kommunikativen? Kann und will ich privat studieren?
Unsere Karriere-Experten Andy Gugenheimer (Chef von sportyjob.com sowie Kooperationspartner des ISPO JOB MARKET) und Gunther Schnatmann geben Antworten auf die drängendsten Fragen bei der Auswahl des passenden Sport-Studiengangs.
1. Wer bin ich, was kann ich, wo will ich hin?
Klingt einfach, sollte aber nicht zu übereilt beantwortet werden – die Frage nach dem eigenen Können und den entsprechenden Zielen. Will ich einen Manager-Job in der Sportartikel-Industrie, kann ich gut mit Zahlen umgehen und strategisch denken? Dann ist ein BWL-Studiengang meist sinnvoll. BWL mit Sport bieten wenige staatliche Unis an, bei den privaten Hochschulen sind es eher die Sport-MBA-Programme für alle, die schon einen Abschluss haben und schon erste Karriereschritte gemacht haben.
Sportmanagement dagegen ist meist ein Studienfach an privaten Unis und FHs, das sich auf Vereine, Verbände und Events konzentriert, nicht so sehr auf die Industrie. Wer also bei Sportklubs einsteigen möchte, sehr viel Sport-Enthusiasmus hat und möglichst selbst Sportler ist, kann zwischen Sportmanagement und den reinen Sportstudien auf wissenschaftlicher Basis wie an der Sportuniversität in Köln wählen. Dort gehört sportliche Leistungsfähigkeit zum Aufnahmetest. Mit einem solchen Studium steht vom Trainer bis zum Klubmanager die ganze Bandbreite im Leistungssport offen.
Bin ich dagegen ein kommunikativer Mensch, organisiere gern und habe Spaß an Sportveranstaltungen? Dann ist die Event-Schiene eher sinnvoll. Meist nur bei den privaten Hochschulen angeboten, oft als Zweig des Sportmanagements (um sich in der Mitte des Studiums für diese oder doch für die eher marketing-lastige Schiene zu entscheiden) oder immer öfter als eigener Studiengang.
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Auf jeden Fall gilt: Nicht vom Namen des Studiengangs blenden lassen! Erst einmal die Fächer genau ansehen, ob diese wirklich für die gewünschte Karriere vorbereiten. Und zum Beispiel in den sozialen Job-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn schauen, was aus Absolventen der entsprechenden Studiengänge geworden ist, ob diese in den Feldern arbeiten, in die ich hinein will.
2. Wie will ich studieren? Mit viel Freiheit oder straffem Programm? Mit viel Praxis?
Im nächsten Schritt kommt es auf meine Mentalität, meine Lebensumstände und auch auf meinen Karriere-Drang an! Will ich mir im Studium Zeit lassen, in einige Fächer hinein schnuppern und mich erst orientieren? Dann ist eine staatliche Uni meist die richtige Wahl. Auch, wenn ich neben dem Studium möglichst viele Praktika machen möchte und zum Unterhalt einfach Nebenjobs zum Geld verdienen annehmen muss.
Oder will ich mein Studium möglichst straff und rasch durchziehen? Dann ist eine Fachhochschule mit dem eher verschulten Betrieb, der kaum Zeit nebenbei lässt, ideal. Will ich aber möglichst praxisnah und weniger trocken theoretisch studieren, mit vielen Case-Studien und Projekten, mit Dozenten aus der Praxis? Hier punkten vor allem die privaten Hochschulen, die sich teureres Lehrpersonal direkt von den Unternehmen und den Vereinen leisten können. Und bei denen in kleineren Gruppen sehr intensiv die Praxis-Beispiele durchgenommen werden.
3. Will ich meinen eigenen Weg gehen? Oder durch Kontakte vorankommen?
Wer eher zu den staatlichen Unis tendiert, der sollte wissen: Hier kann ich meist den Abschluss einer renommierten Hochschule erwerben. Die meisten Unis sind in der Branche bekannt, der spätere Arbeitgeber weiß um die Qualität der Ausbildung. Für die Absolventen stellt sich aber die Frage: Kann und will ich mich mit meinem Abschluss selbst vermarkten? Das fängt damit an, dass ich mich meist selbst um Praktika bei den großen Namen der Branche bewerben muss.
Und ich brauche eine Strategie, wie ich mich wo am erfolgversprechendsten bewerben kann, um meinen Traumjob zu bekommen. Also mit der Kombi aus Abschluss und attraktiven Praktika die richtigen Firmen, Einstiegsjobs und Ansprechpartner finden. Klingt „normal“, ist aber bei den Privaten meist einfacher beziehungsweise anders. Dort bekommt man schon durch die Dozenten aus der Praxis gute Kontakte in Unternehmen und Vereine. Sowohl für Praktika als auch für den Einstieg.
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Zusätzlich sorgen Mentoring-Programme und Alumni-Netzwerke dafür, dass Studenten aus privaten Hochschulen eher einfacher den Einstieg finden. Dazu muss ich mich aber vorher fragen: Bin ich ein Netzwerker? Liegt es mir, mit meinen Dozenten, Kommilitonen und mit den Alumnis ständig im Austausch zu sein? Ich muss mich also auch selbst darum kümmern, ganz von alleine geht es nicht. Falls ich kein Netzwerker bin oder sein will, zielt das private Kontakte-Füllhorn ins Leere.
4. Wie sieht mein finanzieller Spielraum aus? Will ich ins Studium investieren?
Die finanzielle Frage ist ganz schwer zu beantworten. Natürlich will jeder das beste Studium für den besten Job zum möglichst geringen Preis. Dafür ist zumindest in Deutschland das Hochschulsystem ausgerichtet. Studiengebühren fallen bei den öffentlichen Unis nicht an. Zusätzlich stehen den Studenten sehr viele Stipendien- und Austausch-Programme offen, die es bei den Privaten meist nur eingeschränkt gibt. Bin ich mir also sicher, fleißig zu lernen und eine sehr gute Begabung zu haben? Dann kann ich mit den Stipendien der diversen Stiftungen sowie mit den internationalen Austauschprogrammen (z.B. Erasmus, DAAD) mein Leben neben dem Studium an der öffentlichen Hochschule teilweise finanzieren und auch noch tolle internationale Erfahrungen sammeln, die für spätere Bewerbungen wichtig sind. Aber: Nicht jeder kommt in den Genuss.
Habe ich andererseits finanziellen Spielraum durch meine Eltern? Dann kann sich ein Studium an einer privaten Uni mehr lohnen – wenn ich auf die oben genannten Kriterien bezüglich Praxisorientierung und Networking mehr Wert lege. Was ist, wenn ich zur privaten Hochschule tendiere, aber die Mittel fehlen? Dafür bieten die meisten Privaten Hilfe an – zumeist durch Kredite, die zum Beispiel über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert werden. Dazu muss ich mich fragen: Will ich die möglicherweise für mich passendere Ausbildung für einen Top-Job dann später wieder vom Gehalt abstottern? In den USA ist dies das Normal-Modell.
5. Gibt es Alternativen, die mich auch ins Sportbusiness bringen?
Wer ins Management bei Sport-Unternehmen will, hat meist mit einem sehr gut abgeschlossenen BWL-Studium und hochklassigen Praktika im Sportbusiness viel bessere Chancen als der Absolvent in „Sportmanagement“ mit einem Praktikum im Tischfußball-Verband. Und wer später Sport-Events managen oder Arenen vermarkten möchte, kann auch eine Event-Akademie ohne Sportbezug besuchen und sich durch Kontakte und Praktika für den Sportbereich empfehlen. Genauso ist es bei Kommunikation und PR.
Also lautet die Antwort auf die Frage nach Alternativen, die man sich durchaus stellen sollte: Ja, es gibt sie! Jedenfalls beharrt kaum ein Arbeitgeber aus dem Sportbereich darauf, dass ein Absolvent in seinem Studienfach den Namen „Sport“ enthalten haben musste, wenn er ansonsten die Anforderungen erfüllt.
Die letzte Frage lautet: Will ich mich wirklich auf Sport festlegen? Wer hier zögert, sollte sich auf jeden Fall die Studiengänge von BWL bis Kommunikation näher ansehen, durch die er sowohl einen Job in der Sportbranche als auch in anderen Bereichen finden kann.
Ganz zuletzt noch der Umkehrschluss: Ja, wenn ich einen Sportstudiengang absolviert habe, kann ich auch in anderen Branchen arbeiten. Leute mit Sport-Event-Studium werden zum Beispiel auch im Kulturbereich genommen, Bachelor-Absolventen im Sportmanagement landen gerne auch in PR-Agenturen und Sportwissenschaftler machen auch mal als Unternehmensberater Karriere.
Also: Ich kann vieles steuern. Sich blind in eine Ausbildung zu stürzen, kann allerdings zum bösen Erwachen führen, wenn zum Beispiel der Traumjob mit meinem Studium gar nicht erreicht werden kann. Besser, man macht vorher den Selbst-Check und stellt sich einige Fragen.
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