Schon Anfang des Jahres erklärten die beiden großen Sporthändler-Verbünde, wie wichtig für sie die digitale Transformation ist.
Intersport-Vorstandschef Kim Roether verkündete, dass in den nächsten drei Jahren „die größte Umbauphase der Geschichte anstehe“. Jetzt haben sowohl Sport 2000 als auch Intersport ihre Digitalisierungs-Strategie konkretisiert.
Der größte Sporthändlerverbund der Welt, Intersport, will mit drei Strategien die digitale Transformation meistern.
1. Intersport setzt auf Konzept-Stores
Im Oktober 2017 sollen die ersten Konzept-Stores von Intersport in Berlin öffnen. Diese sollen schnell umgebaut werden können und dem Kunden wechselnde Themenwelten bieten. Vorstandschef Kim Roether: „Wir hoffen, dass der Kunde sagt: Wow, das hätte ich nicht erwartet!“
In den Konzept-Stores wolle man all das bieten, was digital am Point of Sale möglich ist. „Es ist ein Praxisversuch, da werden wir auch Lehrgeld bezahlen“, sagt Roether.
Das Store Design soll im Gegensatz zu den klassischen Intersport-Läden mehr Verbindlichkeit haben, es werde sogenannte „Action Places“ im Shop geben und Events sollen in die Geschäfte kommen.
„Auf der Fläche findet nicht nur Ware statt“, sagt der Vorstandschef, „wichtig ist, dass Industrie und Handel das gut finden, und wir haben bisher auch gutes Feedback bekommen.“ Jetzt gelte es, diese Botschaft an den Kunden zu tragen.
2. Relaunch der Intersport-Website
Bereits im März 2017 konsolidierte Intersport alle bisherigen Websites unter intersport.de. Die neue Homepage ist mobil-optimiert und hat eine neue Optik. Der Fokus soll nicht nur auf klassischen Produktbeschreibungen liegen, sondern auch auf Inhalten zu Themenwelten wie „Training“ oder „Outdoor“.
Kunden können zudem prüfen, ob bestimmte Produkte aktuell verfügbar sind. Zwei weitere Aspekte, die für Intersport zentral sind, um von den Möglichkeiten der Digitalisierung zu profitieren: Kundendaten werden künftig bei „Intersport digital“ zusammenlaufen.
Der Vorteil: Stationäre Händler haben auf diese Daten Zugriff und können, nach ihren Interessen gefiltert, beispielsweise das Kaufverhalten analysieren.
Ab Herbst soll die Internetseite zudem zu einer kooperativen Händlerplattform ausgebaut werden. Die stationären Sporthändler sollen dann aktiv „Contentseiten kreieren und selbst einbauen können“, sagt Roether. Kunden bekommen Newsletter und Angebote, die sich an ihren Interessen orientieren.
3. Ausbau des Intersport-Logistikstandortes
„Wir wollen die Waren zukünftig für Kunden auf noch kürzeren Wegen zur Verfügung stellen“, sagt der Vorstandschef. Dafür wird das Logistikzentrum am Standort Heilbronn bis Ende 2018 ausgebaut und beispielsweise mit modernen Hochregallagern und digitaler OCR-Texterkennung ausgestattet.
„Gerade die Outdoorbranche ist mittelständisch geprägt. Hier können wir Herstellern dann neue Lagerkapazitäten bieten“, sagt Kim Roether, „so kann sich die Industrie auf ihr Kerngeschäft – nämlich die Produktion – konzentrieren.“
Sport 2000 baut auf umfassende Digitalstrategie
Ähnlich sehen die Konsequenzen aus der fortschreitenden Digitalisierung beim Mitbewerber Sport 2000 aus. Geschäftsführer Andreas Rudolf spricht von einem „umfassenderen Wandel als je zuvor“.
Um der digitalen Transformation Herr zu werden und um mit der Online-Konkurrenz mitzuhalten, stellt der Sport-Handelsverband vier Strategien in den Mittelpunkt.
1. Sport 2000: Digitalisierung fängt beim Kunden an
Geschäftsführer Rudolf und Hans Allmendinger, Bereichsleiter Marketing und Kommunikation innerhalb des Sport-2000-Handelsverbundes, sind sich einig: „Der Kunde steht im Mittelpunkt, es bedarf einer reichweitenstarken, zielgenauen Kundenansprache, um ihn zu erreichen.“
Dafür seien digitale Lösungen – auch am Point of Sale – nötig, die kanalübergreifend wirken. Deshalb sei es die Strategie von Sport 2000 über Social Media Bewusstsein zu schaffen und mit Storytelling auf der neu aufgesetzten Homepage von Sport 2000 weiterzuspielen.
Dort sollen die Produkte in ihrem Kontext gezeigt werden. Diese Kommunikation wird dann am Point of Sale „beispielsweise auf einer Video Wall präsentiert“, sagt Andreas Rudolf.
Dafür habe man bereits mehr als 200 Händler an ein eigenes Social-Media-Tool angebunden. Die Sport-Händler können dort einzelne Elemente aus dem Social-Media-Angebot auswählen. Gleichzeitig hat Sport 2000 u.a. das Spezialistenportal Dein-Laufprofi.de gelauncht, Medienkooperationen gestartet und nach eigenen Worten die „Print-Werbung modifiziert“.
2. Sport 2000 stärkt Datamanagement
Hierzu erklärt Rudolf, dass der Händlerverbund als auch die Händler bisher viele produktbezogene Daten haben, aber nur wenige Käuferdaten. Hier seien ihnen gerade die Online-Händler einen großen Schritt voraus.
„Deshalb wollen wir unsere Kunden wesentlich stärker in unsere Beobachtungen und Analysen miteinbeziehen“, sagt der Sport-2000-Geschäftsführer.
„Also zu welcher Tageszeit wird eingekauft, was für regionale Unterschiede gibt es, etc.“ Mit Hilfe dieser Daten könnte ein Händler beispielsweise den Einsatz seines Verkaufspersonals besser planen. Gleichzeitig sollen Kunden in ausgewählten Geschäften digitales Feedback geben können.
3. Vertikalisierung: Never-Out-Of-Stock
„Wir sind zu komplex“, so selbstkritisch erklärt Andreas Rudolf die dritte einschneidende Veränderung bei Sport 2000: „Wir müssen schneller und einfacher werden.“
Damit spricht er ein neues Never-Out-Of-Stock-Konzept an. Bereits über „300 Partner und 23 Top-Marken“ seien dafür gewonnen worden.
Die Produkte dieser Marken seien in Mainhausen immer ab Lager verfügbar. Für die Händler will man dafür den verbindlicheren Teil der Basissortimente und die Bestseller einkaufen. Dafür habe man sogar ein Vertriebsteam gebildet.
Der Händler soll sich damit auf Sortimentsbestandteile konzentrieren können, die in seiner Region wichtig sind und so mehr Zeit für den Kunden haben.
4. Fokussierung und Positionierung
Um im Rennen mit Online-Stores nicht das Nachsehen zu haben, fordert Geschäftsführer Hans-Hermann Deters auch von seinen Händlern Veränderungsbereitschaft: „Wir müssen uns besser positionieren, erst dann können wir die Kunden wieder besser erreichen“, sagt Deters, „wir müssen uns vom Flächenbetreiber zum Entrepreneur entwickeln.“
Das heißt, die Händler sollen sich auf bestimmte Segmente fokussieren und dies solle dann durchgängig online und offline transportiert werden. Auch dafür seien beispielsweise die Plattform und das Facebook-Profil von Dein-Laufprofi sinnvoll.
„Wir müssen Händler und Partner wettbewerbsfähiger machen und die Vorteile von off- und online verbinden“, so das abschließende Fazit von Hans-Hermann Deters.
Ob die Umstrukturierungen bei Intersport und Sport 2000 Erfolg haben? Bereits auf der ISPO MUNICH 2018 werden die Sporthändler-Verbünde ein erstes Fazit ziehen.
Video: So verändert Digitalisierung die Branche
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