Als der Reißverschluss Mitte des vorletzten Jahrhunderts erfunden wurde, konnte keiner ahnen, dass diese Technik nur ein Anfang war. Selbst mehr als 150 Jahre später gelingt es dem weltumspannenden japanischen Unternehmen YKK immer wieder, neuartige, innovative Verschlüsse zu entwickeln, die der Sport- und Bekleidungsindustrie neue Funktionen ermöglichen. Gegründet im Jahr 1934 von Tadao Yoshida in Japan, ist YKK heute dank seiner kontinuierlichen Investitionen in neue Produkte und Technologien Weltmarktführer für Reißverschlüsse und andere Verschlusssysteme. Wir haben mit Michael Dittmer, Regional Director Eastern Europe & Russia und Co-Director Apparel Fastening Material bei YKK gesprochen, wie YKK das macht.
Herr Dittmer, YKK ist der bekannteste Hersteller von Reißverschlüssen der Welt. Warum sind Innovationen bei dieser Marktposition noch wichtig?
Michael Dittmer: YKK-Produkte gehören in vielen Branchen zu den wesentlichen Bestandteilen eines Produkts, weil sie einerseits robust und zuverlässig sind und andererseits innovativ. Die Dinge ändern sich schnell, und um mit den Trends auf dem Laufenden zu bleiben, ist Innovation für uns äußerst wichtig. Wir müssen in der Lage sein, dem Markt neuartige Produkte zu liefern. Deshalb sind unsere Forschungs- und Entwicklungszentren ein integraler Bestandteil unserer Organisation. Die Innovation zeigt sich auch in der Struktur unseres Unternehmens. Unsere vertikale Integration ermöglicht es dem Unternehmen, unsere Prozesse zu kontrollieren und hilft allen Bereichen weltweit, mit den gleichen Qualitätsstandards und der gleichen Produktionsgeschwindigkeit zu arbeiten. Diese Betonung der Qualität erstreckt sich auf jede Phase unserer Produktion.
Welche Rolle spielen Ihre Kunden bei der Entstehung von neuen Ideen?
Innovation entsteht auch aus der Zusammenarbeit mit Marken, wie beispielsweise die Innovation ‚Fix a shape‘, die mit der Outdoormarke Eider zusammen entwickelt wurde. Für das Auge sieht es wie ein einfacher Reißverschluss aus, aber wenn er geschlossen ist, hat er eine starre S-Form, die den Jackenkragen vom Kinn des Trägers wegzieht, um den Komfort zu erhöhen. Wir haben auch mit vielen anderen Outdoor-Marken wie Adidas, La Sportiva, Subtech, Sportalm usw. zusammengearbeitet. Ein anderes Beispiel ist der ‚QuickBurst‘-Reißverschluss, der als Schnellverschluss für Sportbekleidung weiterentwickelt wurde. Athleten, die schnell auf das Spielfeld müssen, können den Reißverschluss seitlich ziehen, damit er sich schnell öffnet.
Wie suchen Sie nach neuem Input für Produktinnovationen?
Wir arbeiten über unsere Segment-Teams eng mit kooperierenden Marken zusammen, und garantieren eine gewisse Exklusivität bei der Verbreitung dieser neuen Produkte. So haben wir Zeit, sie weiter zu entwickeln. Ein Beispiel dafür ist ‚Aquaseal‘, ein innovativer wasserdichter Reißverschluss, der für maritime Arbeitsbekleidung entwickelt und später in hochwertige Skikleidung und Motorradjacken integriert wurde. Die Lösung hat nun ihren Weg zurück in die Wassersportbekleidung gefunden und findet sich in allen möglichen Kleidungsstücken - von Angelhosen bis hin zu Wetsuits. Vielen ist gar nicht bewusst, wie bahnbrechend diese Technologie ist.
Um unser Profil in Sachen Innovation weiter zu schärfen, hat YKK außerdem 2015 einen Showroom im Londoner Stadtteil Shoreditch eröffnet, wo Modedesigner technische Beratung erhalten und sehen können, wie Befestigungsmaschinen funktionieren und mit den übrigen YKK-Produkten interagieren können.
Gibt es Unterschiede zwischen der Sport- und der Modebranche in Bezug auf Innovationen?
Beide Branchen treiben uns an, bessere Produkte für unsere Kunden und ihre Märkte zu schaffen. Wir haben sehr hart daran gearbeitet, unsere Relevanz für verschiedene Märkte aufrechtzuerhalten, und das gibt uns die Möglichkeit, unsere Erfahrung und unser Know-how von einer Branche zur anderen zu transferieren. Wir können deutlich sehen, dass sich beide Branchen Tag für Tag mit dem Bedürfnis nach Nachhaltigkeit, Performance, Anpassung, Digitalisierung und schneller Markteinführung überschneiden.
Welche Innovationen präsentieren Sie gerade?
Wir stellen beispielsweise einen neuen Vislon-Reißverschluss vor, der durch Magnetkraft zwischen linker und rechter Seite schließt und für Sportbekleidung entwickelt wurde, um einen schnellen Wechsel der Kleidung zu erleichtern. Er kann aber auch in anderen Bereichen, wie z.B. der Kinderbekleidung, eingesetzt werden. Auch in der Pflegeindustrie können wir uns eine Nachfrage vorstellen.
Und an welchen Entwicklungen arbeiten Sie aktuell?
Wir dürfen nicht allzu viel über neue Entwicklungen sagen, aber ich kann über eine Entwicklung mit dem Namen ‚Vislon Aquaguard‘ sprechen. Wir arbeiten hier an einer Weiterentwicklung der Easy-Opening-Technologie mit flammhemmenden Eigenschaften, von der wir hoffen, dass sie sich in der Sport- und Outdoorindustrie und bei der Arbeitskleidung hervorragend einsetzen lässt.
Nachhaltigkeit steht derzeit ganz oben auf der Tagesordnung der Bekleidungsindustrie. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung?
Natulon, Organic Cotton und GreenRise Reißverschlüsse auf pflanzlicher Basis sind bereits einige unserer repräsentativen nachhaltigen Produkte. Unser Reißverschluss Natulon Ocean Sourced verwendet Kunststoffabfälle aus dem Meer, die im Umkreis von 50 Kilometern von der Küste Sri Lankas gesammelt wurden. Dafür erhielten wir viel Resonanz auf der ISPO Munich und eine positive Reaktion des Marktes. Auch die neuen AcroPlating-Verschlüsse wurden im Sinne der Nachhaltigkeit verbessert. Sie durchlaufen einen Prozess, der eine glatte, haltbare Oberfläche erzeugt, aber ohne die negativen Auswirkungen auf die Umwelt, die bei der herkömmlichen Galvanisierung auftreten. Das Verfahren wird sowohl für unsere Reißverschlüsse als auch für Druckknopf- und Knopfprodukte verwendet.
In den kommenden Jahren werden die Hersteller gesetzlich verpflichtet sein, dafür zu sorgen, dass ihre Produkte recycelbar sind. Was bedeutet dies für YKK?
YKK ist sich der Notwendigkeit von Geschäftsmodellen mit mehr Kreisläufen bewusst und weiß, dass Marken oder Einzelhändler sich stärker dafür engagieren. Wir untersuchen derzeit, wie wir zur Umsetzung der zirkulären Mode beitragen können, und ein nicht-materieller Reißverschluss ist ein möglicher Schritt in die richtige Richtung. Mehr kann ich aber noch nicht sagen.
Ihr Gründer Tadao Yoshida hat den Ausdruck vom „Kreislauf des Guten“ geprägt. Was meint er damit?
Nachhaltigkeit gehört schon von Beginn an zu unseren Werten: Wir sind nach wie vor ein Privatunternehmen, das von Eigentümern der zweiten Generation beaufsichtigt wird, und der philanthropische Aspekt – ausgedrückt in dem Slogan „Der Kreislauf des Guten“ - bleibt bei den weltweiten CSR-Bemühungen stark ausgeprägt. Tadao Yoshida kam zu dem Schluss, dass Beiträge zur Gesellschaft am besten durch die kontinuierliche Schaffung von Werten durch innovative Ideen und Erfindungen erreicht werden können. Er erkannte, dass die daraus resultierende Geschäftsexpansion den Verbrauchern und Handelspartnern Wohlstand bringt und somit der gesamten Gesellschaft zugutekommt. Er war der festen Überzeugung, dass die Früchte dieser innovativen Ideen nicht nur Einzelnen dienen dürfen, sondern weit in der Gesellschaft verbreitet werden sollen, um den Nutzen zu maximieren. Auf diese Weise kann man wachsen und gleichzeitig einen Beitrag zur Bereicherung der gesamten Menschheit leisten. Tadao Yoshida nannte das den "Zyklus des Guten", und er machte diese Idee zu seiner grundlegenden Geschäftsphilosophie. Wir behalten dieses Konzept als die fortlaufende Geschäftsphilosophie von YKK bei.
Sie sind ein wichtiger Zulieferer der Bekleidungsindustrie. Wie haben Sie auf die Pandemie reagiert?
Ein wichtiger Teil der Reaktion auf die Pandemie war es, aktiver und präsenter in der Community zu werden. Wir haben nicht nur Komponenten für PSA hergestellt, sondern auch für lokale Zwecke gespendet, z.B. in Italien, wo YKK seine lokale Community durch Spenden an das Krankenhaus in der Nähe seiner Fabrik unterstützte und an kleinere Wohltätigkeitsorganisationen, mit denen YKK über die Jahre zusammengearbeitet haben. Auch in Frankreich und Spanien gab es gegenseitige Hilfen. Der „Kreislauf des Guten“ zeigt, dass Unternehmen durch Koexistenz und gegenseitigen Respekt überleben.
Wenn es um den Blick in die Zukunft geht, sind sich die YKK-Unternehmen in der EMEA-Region einig, dass der Ausbau virtueller Tools unerlässlich ist und vermutlich noch mehr Investitionen erforderlich sind, um die Effizienz am Arbeitsplatz und in unserer Lieferkette zu gewährleisten. Es gibt auch eine Suche nach mehr Innovation und Kreativität, um aus dieser Pandemie herauszukommen, um die Produktion agiler zu gestalten und noch nachhaltiger zu werden.
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