Jill Dumain ist CEO von bluesign und bereits seit 30 Jahren in der Outdoor-Branche tätig. Sie hat während dieser langen Zeit viele Veränderungen in der Industrie beobachten können und hat über die Jahre an zahlreichen Nachhaltigkeits-Initiativen mitgewirkt. Auch bei bluesign liegt das Hauptaugenmerk auf Nachhaltigkeit. Im Jahr 2000 in der Schweiz gegründet, unterstützt das Unternehmen die Textilindustrie seither dabei, verstärkt nachhaltige und umweltschonende Prozesse einzusetzen. bluesign gibt dabei als unabhängiger Gutachter und Partner Verbesserungsvorschläge und Einschätzungen für jeden Schritt im Fertigungsprozess eines Textilprodukts.
Vor ihrem eigenen beruflichen Hintergrund und der Expertise ihres Unternehmens gab Jill Dumain im Rahmen ihrer Keynote auf der ISPO Munich Online 2021 eine Einschätzung, wie die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen für die Outdoor-Branche interpretiert und umgesetzt werden können. Was jetzt wichtig für Unternehmen ist, die sich stärker an diesen Zielen ausrichten und nachhaltig handeln möchten, hier zusammengefasst.
„Nachhaltiges Handeln ist nicht mehr optional, sondern gehört heutzutage zu den KPIs, an denen Unternehmenserfolg gemessen wird“, so beschreibt Jill den Stellenwert von Nachhaltigkeit im heutigen Business-Kontext. Dafür geben die UN Sustainable Development Goals einen gewissen Rahmen als Referenz vor. 2015 legten die vereinten Nationen 17 Ziele fest, die bis 2030 gemeinsam erreicht werden sollten. Die Ziele sind als sprachliche und inhaltliche Vorgabe zu sehen, wenn auch die verschiedenen Ziele unterschiedlich interpretiert werden können. In ihrer Keynote gibt Jill in eine kurze Einführung und ebenfalls zu Bedenken, dass die UNZiele durchaus unterschiedlich interpretiert werden können. Insgesamt umfassen die 17 Sustainable Development Goals soziale und humanitäre Ziele, adressieren Umweltverschmutzung und geben Anstöße zum Umweltschutz.
Bei insgesamt 17 verschiedenen Zielen stellen sich manche Unternehmen, die bisher noch nicht viel auf dem Gebiet des unternehmerischen nachhaltigen Handelns unternommen haben, allerdings die Frage, wie sie überhaupt priorisieren und wo sie anfangen sollten.
Menschen, Planet, Partnerschaften, Wohlstand und Frieden – grob lassen sich die Ziele durch diese Begriffe bündeln. Grundlage sind die einfacher zu merkenden englischsprachigen „5 Ps“, People, Planet, Partnerships, Prosperity, Peace. „Konzentriert man sich auf die ersten drei „Ps", ergeben sich vielleicht irgendwann automatisch die beiden anderen“, so Jill Dumain.
Dabei ist es oftmals besser klein anzufangen und sich zu steigern, als alles auf einmal angehen zu wollen. Beispielsweise kann es für Arbeitnehmer, die sich auf dem Gebiet engagieren wollen, extrem frustrierend sein, wenn Initiativen scheitern oder im Sand verlaufen. Beginnt man als Unternehmen stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit zu setzen, sollte man sich vor allem strategisch überlegen, worin die Kernkompetenzen des Unternehmens liegen, mit denen man sich auch am meisten identifiziert. Mit diesen sollte dann begonnen und vor allem im Hinblick auf das Tagesgeschäft versucht werden, Nachhaltigkeitsprojekte hier gezielt zu initiieren. Nach und nach finden sich dann auch Verbindungen zu den anderen Bereichen der UN Ziele, auf die sich erste Projekte auswirken oder in denen ausgehend von Kernprojekten weitere Initiativen gestartet werden können.
Gerade die Outdoor-Industrie ist abhängig davon, dass ihre Kunden nach draußen gehen und die Natur beim Sport genießen und erleben können. Aus diesem Grund spielt Nachhaltigkeit seit jeher eine wichtigere Rolle als in anderen Zweigen der Textilbranche. Kommt man auf die fünf Ps zurück, sind Partnerschaften eine extrem wichtige Komponente für Outdoor-Hersteller. Unsere Industrie kennt deshalb ihre Lieferketten sowie deren einzelne Glieder oftmals besser als andere Bereiche der Textil- und Fashionbranche, denn Zusammenarbeit verschiedener Hersteller oder Fertigungsstufen sind oftmals unumgänglich. Outdoor-Unternehmen sind im Hinblick auf nachhaltige Partnerschaften anderen Industriezweigen also oftmals auch voraus. In ihrer Keynote betont Jill jedoch auch, dass hinsichtlich der Klimaziele der UN viel erreicht werden kann, sofern man die Supply Chain seines eigenen Unternehmens gut kennt und dabei die unterschiedlichen Stationen und Lieferanten mit einbezieht und partnerschaftlich zusammenarbeitet. Ein genauer Blick auf die Supply Chain und wie man einzelne Schritte gemeinsam nachhaltiger gestalten kann, lohnt sich also für alle Partner.
Empowerment und Selbstbefähigung sind ebenfalls wichtige Stichwörter, wenn es um Nachhaltigkeitsziele geht. Denn um diese zu erreichen, braucht es den Rückhalt und den Einsatz der eigenen Mitarbeiter im Unternehmen. Bezieht man Kolleginnen und Kollegen ein, haben diese oft auch speziell für ihren Fachbereich geschickte Lösungen und Ideen, die besser funktionieren als solche von außen. Und auch wenn nicht alle Mitarbeitenden von Anfang an direkt an Bord sind, wenn es um nachhaltige Veränderungen geht, genügt oftmals schon ein einzelnes Erlebnis, etwa mit einem Lieferanten oder ein persönlich miterlebter Erfolg auf Produktionsseite und eher zurückhaltende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden zu überzeugten Befürwortern von nachhaltigen und umweltschonenden Projekten.
Auch wenn man als Unternehmen nicht die größte Expertise oder die meisten Nachhaltigkeits-Projekte nachweisen kann, sollte man dennoch die eigenen Initiativen kommunizieren und öffentlich machen. Jill fasst es so zusammen: „Auch wenn nur eine oder zwei Initiativen vorhanden sind, ist es wichtig, transparent gegenüber der Zivilgesellschaft zu sein, da Transparenz für die Kunden ein immer wichtigerer Faktor wird.“ Wichtig ist, jetzt zu beginnen, mit den Lösungen zu arbeiten, die jetzt zur Verfügung stehen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, denn Umweltbewusstsein und nachhaltiges Handeln wächst mit der Zeit.
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