- Mr. Stewart, für 2025 bringen Sie eine neue LYCRA® Faser auf den Markt, die teilweise aus Industriemais gewonnenwird. Können Sie kurz erklären, was diese neue Faser so besonders macht?
- Wie kam die Zusammenarbeit mit QORE® zustande?
- Welche Auswirkungen hat die Produktion der neuen LYCRA® Faser auf die CO2-Emissionen im Vergleich zu traditionellen Fasern?
- Haben sich die Eigenschaften der Faser durch den neuen Rohstoff in irgendeiner Weise verändert?
- Müssen Marken ihre Verfahren oder ihren Materialmix ändern, wenn sie die neue LYCRA® Faser verwenden wollen?
- Wird die neue Faser teurer sein als die herkömmliche Faser?
- Warum können die Fasern nur teilweise aus biologischem Anbau stammen?
- Was sind Ihre Ziele für die Faser? Wann können Sie eine vollständig biobasierte Faser einführen?
- Wie hoch wird Ihrer Meinung nach die Nachfrage nach der neuen Faser sein? Ist die Industrie auf der Suche nach einernachhaltigeren Lösung von LYCRA® Fasern?
- Werden Sie Ihre gesamte Produktion auf die neue Fasertechnologie umstellen? Welchen Prozentsatz derGesamtproduktion soll die neue Faser ausmachen?
- Sie haben 2014 eine biobasierte LYCRA® Faser auf den Markt gebracht. Was ist aus ihr geworden?
- Welche Fortschritte haben Sie bei der Entwicklung von Recyclingmethoden von LYCRA® Fasern gemacht?
- Welche weiteren Schritte planen Sie, um die Nachhaltigkeitsziele der The LYCRA Company zu erreichen und die Umweltauswirkungen Ihrer Produkte weiter zu reduzieren?
Vor rund zwei Jahren fiel der Startschuss für eine textile Innovation, die zum Gamechanger für die gesamte Bekleidungsindustrie werden könnte. Damals gab The LYCRA Company, ein weltweit führendes Unternehmen in der Entwicklung innovativer und nachhaltiger Faser- und Technologielösungen für die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Zusammenarbeit mit Qore® zur Herstellung von LYCRA® Fasern bekannt, die teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Der hierfür genutzte Rohstoff heißt QIRA® und wird aus Industriemais hergestellt. Mit QIRA® kann ein Hauptbestandteil der Elastanfaser ersetzt werden, was den ökologischen Fußabdruck im Vergleich zu gleichwertigen Produkten aus fossilen Rohstoffen deutlich reduziert.
Nachdem der Bau der neuen Produktionsanlage von Qore® fast abgeschlossen ist, beginnt bald die weltweit erste kommerzielle Produktion von QIRA® in den USA. Steven Stewart, Chief Brand & Innovation Officer bei The LYCRA Company, spricht über die Besonderheiten dieser erneuerbaren Faser und darüber, welchen Stellenwert sie in der Zukunft einnehmen soll.
Steven Stewart: The LYCRA Company kollaboriert mit Qore®, einem Joint Venture zwischen Cargill, einem Experten für landwirtschaftliche Fermentation, und HELM, einem deutschen Chemieunternehmen, um die weltweit erste Produktion in industriellen Mengen der biologisch gewonnenen LYCRA® Faser, hergestellt mit QIRA® auf den Markt zu bringen. Ein Hauptbestandteil der neuen LYCRA® Faser ist BDO (1,4-Butandiol), das aus fossilen Rohstoffen gewonnen wird. QIRA® ist der Markenname für ein BDO der nächsten Generation von Qore®, das aus Industriemais, einem jährlich erneuerbaren Rohstoff, hergestellt wird.
Durch die Verwendung von QIRA® als Hauptbestandteil der Faser LYCRA®, können wir eine endliche Ressource (Erdöl), durch einen jährlich erneuerbaren Rohstoff (Industriemais) ersetzen. Dadurch können wir endliche Ressourcen schonen und unsere Treibhausgasemissionen reduzieren, während wir gleichzeitig dieselbe hervorragende Dehnbarkeit und Formbeständigkeit bieten, die die Verbraucher*innen von der ikonischen LYCRA® Faser gewohnt sind.
Die größten Verursacher für Emissionen der LYCRA® Faser sind unsere Rohstoffe, daher wussten wir, dass wir uns auf diese Rohstoffe konzentrieren mussten, um unsere Ziele für 2030 zu erreichen. Wir hatten die Gelegenheit, mit Qore® zusammenzuarbeiten — einem Joint Venture zwischen Cargill und HELM — um den CO2-Fußabdruck von LYCRA® Fasern deutlich zu reduzieren. Qore® trat vor etwa fünf Jahren an uns heran, als sie über den Bau einer Anlage in Iowa zur Herstellung von QIRA® nachdachten. Wir erkannten sofort, dass unsere Interessen übereinstimmten. Die Expertise von Qore® in der Skalierung von Fermentationstechnologien macht das Unternehmen zum idealen Partner, um die Markteinführung der biologisch gewonnenen Faser LYCRA® zu unterstützen.
Biologisch gewonnene LYCRA® Fasern, die mit QIRA® hergestellt sind, haben das Potenzial, den CO2-Fußabdruck um bis zu 44 Prozent* zu reduzieren, verglichen mit ursprünglichen LYCRA® Fasern. Dieses Produkt hilft zudem unseren Kunden, darunter Webereien, Stoffhersteller, Marken und Einzelhändler, ihren eigenen Produkt-Fußabdruck zu verringern.
* Schätzung von Cradle-to-Gate Screening LCA für eine repräsentative Produktionsanlage der Faser LYCRA®, Juni 2022, erstellt von Ramboll Americas Engineering Solutions, Inc
Biologisch gewonnene LYCRA® Fasern, die mit QIRA® hergestellt werden, sind in Bezug auf Stretch, Festigkeit und Langlebigkeit gleichwertig mit herkömmlichen LYCRA® Fasern auf fossiler Basis. Die chemische Struktur ist die gleiche wie bei der fossilen Version. Qore® verwendet lediglich eine andere Produktionsmethode - die Fermentation von Zuckern aus Industriemais -, um das gleiche Endprodukt herzustellen.
Nein, das ist die gute Nachricht. Da die biologisch gewonnene LYCRA® Faser eine gleichwertige Performance erbringt, müssen Webereien, Stoff- und Bekleidungshersteller, Designer, Marken und Einzelhändler ihre Stoffe, Bekleidungsschnitte oder Verfahren nicht umstellen.
Der Aufpreis für diese nachhaltige Innovation wird von den Marktpreisen für die erdölbasierten Rohstoffe abhängen, die sie ersetzt. Da die Faser LYCRA® in der Regel nur einen Bruchteil bei der Herstellung eines Kleidungsstücks ausmacht, dürften die Kosten für ein Upgrade auf unsere erneuerbare Option pro Kleidungsstück nur geringfügig höher sein, d. h. nur wenige Cent pro Kleidungsstück.
Sobald wir das aus QIRA® gewonnenes BDO von der Qore®-Anlage erhalten, wird es in PTMEG umgewandelt, das etwa 70 Prozent der LYCRA® Faser (nach Gewicht) ausmacht. Die anderen 30 Prozent werden aktuell aus konventionellen Rohstoffen hergestellt.
Letztendlich wollen wir zu einer 100 Prozent biobasierten Faser kommen. Wir arbeiten an nachhaltigen Optionen für die restlichen 30 Prozent und werden die Branche über unsere Fortschritte auf dem Laufenden halten.
Wir haben eine überwältigend positive Reaktion auf diese neue Faser erhalten. Marken und Einzelhändler*innen wenden sich an strategische Lieferanten wie uns, um ihnen mit nachhaltigeren Optionen zu helfen. Wir führen also viele gute Gespräche mit Marken über dieses Angebot.
Wir haben sogar mehrere führende Marken, die unserer Einladung gefolgt und die nach Iowa gekommen sind, um den Qore®-Standort zu besichtigen und einige Landwirte zu treffen, die den Industriemais anbauen, der für die Herstellung von QIRA® verwendet wird.
Unsere Kund*innen haben uns gesagt, dass sie das Transparenzniveau und die Rückverfolgbarkeit sehr schätzen, welche wir bei der Herstellung von biologisch gewonnenen Produkten bieten, und dass sie von der Qualität und der Leidenschaft beeindruckt sind, mit der die Landwirtschaft betrieben wird. Die menschliche Komponente ist hier etwas Außergewöhnliches. Die Begegnung mit den Landwirt*innen hat dazu beigetragen, dass sich der Kreis für unsere Kund*innen wirklich schließt.
Unser Ziel ist es, mindestens ein Drittel unserer LYCRA® Faserproduktion auf biologisch gewonnene Fasern umzustellen. Langfristig wollen wir den Großteil unseres Elastanangebots auf biologisch gewonnene Fasern umstellen.
2014 haben wir das weltweit erste biologisch gewonnene Elastan eingeführt, aber ich glaube, wir waren unserer Zeit etwas voraus. Aufgrund des begrenzten Angebots an biologisch gewonnenen Materialien konnten wir nicht in industriellen Mengen produzieren.
Wir freuen uns daher sehr, jetzt mit Qore® zusammenzuarbeiten, um eine umweltfreundlichere Alternative in industriellen Mengen auf den Markt zu bringen.
Wir arbeiten weiter an End-of-Life-Lösungen für Stoffe und Kleidungsstücke, die Elastan enthalten. Unser Ziel ist es, unseren Kunden eine biologisch gewonnene Faser anzubieten, die sie in ihren Bekleidungskollektionen verwenden können und die die Rückgewinnung von Elastan ermöglicht, das zu neuen Fasern recycelt werden kann.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Bekleidungsrecyclern zusammen, um die Kompatibilität zwischen ihren Recyclingverfahren und unserer Faser zu ermitteln. Die bisherigen Tests sind positiv verlaufen, und wir sind optimistisch, was unsere weiteren Fortschritte angeht.
Wir werden unsere Expertise und unsere Technologie auch weiterhin nutzen, um uns auf Faser- und Materialinnovationen zu konzentrieren, die nicht nur die Performance von Stoffen verbessern, sondern auch einen geringeren CO2-Fußabdruck haben. So tragen wir unseren Teil dazu bei, die Branche in eine nachhaltigere Zukunft zu führen.
Unsere Produktvision zielt darauf ab, weniger endliche Ressourcen zu verbrauchen, die Lebensdauer von Kleidungsstücken zu verlängern und schließlich Lösungen anzubieten, die am Ende ihrer Lebensdauer recycelt oder kompostiert werden können und dennoch das erwartete Niveau an Performance, Passform und Tragekomfort bieten, das die Verbraucher*innen wünschen.
Diese Bemühungen erfordern eine kollaborative Denkweise, indem wir Best Practice und den Wissensaustausch mit wichtigen strategischen Partnern nutzen, die uns auch bei der Skalierung unserer Innovationen helfen können. Das Jahr 2030 wird früh genug da sein, und wir müssen diese Zusammenarbeit kontinuierlich fördern, um sinnvolle Veränderungen für unser Unternehmen und die Branche voranzutreiben.
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