Schnee besteht aus zwei wesentlichen Bestandteilen: Eis und Luft. Diese Tatsache macht sich das 2016 von den drei Ingenieuren und Backcountry-Enthusiasten Tor Berge, André Mjølhus und Sigmund Andreassen gegründete norwegische Unternehmen Safeback zunutze, damit Wintersportler im Falle einer Lawinenverschüttung oder beim Sturz in ein Baumloch auch unter der Schneedecke bis zu 90 Minuten weiteratmen können, ohne ein Mundstück benutzen zu müssen. Die Jury des ISPO Awards 2022 belohnte die Innovation in der dritten Award-Runde des Jahres mit der begehrten Auszeichnung.
An sich ist die in der Schneedecke gespeicherte Luft für Lawinenopfer nicht zum Atmen verfügbar. Das neue SBX-System von Safeback ist nun so konzipiert, dass es kontinuierlich frische Luft aus der Schneedecke rund um den Rucksack des Benutzers ansaugt und in den Atembereich des Benutzers befördert. Auf diese Weise erhält der Verschüttete frische Luft zum Einatmen. Zugleich wird das ausgeatmete CO2 vom Gesicht weggeleitet. Dadurch verlängert sich die Zeitspanne, in der Verschüttete weiter atmen können, und ihre Überlebenschancen steigen.
Normalerweise geht man aktuell von einem Zeitfenster von 15 Minuten aus, in dem das Überleben eines Lawinenopfers mit hoher Wahrscheinlichkeit möglich ist und eine Rettung erfolgreich sein kann. „Die häufigste Todesursache ganz verschütteter Personen ist das Ersticken, da die verschüttete Person oft keine oder nur eine kleine Atemhöhle hat. Deshalb sinkt bereits nach 15 Minuten die Überlebenschance einer ganz verschütteten Person markant“, stellt das Schweizer WSL-Institut für Schnee-und Lawinenforschung SLF auf seiner Website fest. Dabei sind bis zu 75 Prozent der Todesfälle bei Lawinenunfällen auf Ersticken zurückzuführen (Quelle: CMAJ). Das Safeback SBX liefert 90 Minuten lang Atemluft und verlängert die Überlebenschance damit deutlich.
Diese neuartige, in Norwegen bereits patentierte und in der EU, den USA, Kanada und Japan zum Patent angemeldete Sicherheitstechnologie für Lawinenunfälle ist somit das weltweit erste aktive Luftversorgungssystem, das Menschen dabei hilft, auch unter Schneemassen länger weiteratmen zu können, ohne dass ein Mundstück erforderlich ist. Die SBX-Steuereinheit, die etwa die Größe eines Lawinenverschüttetensuchgeräts hat, ist in den Rucksackkörper integriert. Sie wird mit einem T-förmigen Griff am Schultergurt aktiviert, wie er auch bei Lawinenrucksäcken zu finden ist. Dann saugt das SBX kontinuierlich durch einen Einlass im Rucksack Luft aus der porösen Kristallstruktur des Schnees ein und führt sie durch die Auslassschläuche an den Schultergurten in den Atembereich des Opfers. Laut Herstellerangaben besteht selbst kompakter Lawinenschnee zu 50% aus Luft. Gemeinsam mit der norwegischen Armee durchgeführte Tests ergaben, dass das System auch unter diesen Schneeverhältnissen funktioniert.
„Das Safeback-SBX-System kann Nase und Mund mit Frischluft versorgen, solange diese nicht weiter als 25 Zentimeter von der nächstgelegenen Öffnung an einer der Schultern entfernt sind“, erläutert Tor Berge, der Mitgründer und CEO von Safeback, das Ergebnis des fünfjährigen Entwicklungsprozesses. „Das Safeback SBX wurde auf der Basis von vier wichtigen Fachgebieten entwickelt. Erstens ging es um das Medizinische. Dabei lag der Schwerpunkt auf den Anforderungen für das Überleben bei einer Lawinenverschüttung. Dann die Mechanik. Hier stand der Lufttransport durch den Schnee im Mittelpunkt – und wie dieser beeinflusst werden kann. Außerdem die technischen Aspekte, bei denen es darum ging, ein System zu bauen, das den medizinischen Anforderungen gerecht wird. Und schließlich der praktische Bereich, mit dem wir sicherstellen wollten, dass auch die anspruchsvollsten Backcountry-Rider zufrieden sind. Dies alles war eine fantastische Reise mit vielen Herausforderungen, die wir gelöst haben, um zum Safeback SBX zu gelangen, das jetzt bereit für die Integration mit unseren Partnern ist.“
Das Safeback SBX ist wiederverwendbar und wird von sechs Lithium-Batterien betrieben, die aufgrund ihrer hohen Leistung bei niedrigen Temperaturen ausgewählt wurden. Das Gebläse und die Elektronik, die es steuert, wurden optimiert, um den Atembereich des Verschütteten so lange wie möglich mit Luft zu versorgen. Mit einer vollen Batterieladung läuft das Safeback SBX bei minus 30 Grad Celsius 90 Minuten lang.
Das System kann in Freeride- und Lawinenrucksäcke unterschiedlichster Hersteller integriert werden, wird allerdings nur für die Verwendung in Rucksäcken zertifiziert, die den Richtlinien entsprechen: Erstens muss der freie Luftstrom durch das System zum Atembereich gewährleistet sein, zweitens müssen das SBX und seine Teile vor Beschädigung geschützt sowie drittens vor den Kräften einer Lawine gesichert sein.
Zugleich stellt das Unternehmen klar, dass die Nutzung des Safeback SBX den Träger „nicht in Iron Man verwandeln“ wird. Schließlich kann das System nur dann Opfern helfen, wenn ihre Atemwege nach der Verschüttung zumindest teilweise offen sind. Außerdem erzeugen Lawinen gewaltige Kräfte, die tödliche Verletzungen verursachen können. Deshalb rät Safeback dazu, sich Wissen über Lawinen anzueignen und Lawinenkurse zu besuchen, bevor man sich in den freien Skiraum wagt.
- Höhere Überlebenschance bei Lawinenverschüttung
- Innovatives System ohne Mundstück
- Klein und leicht
- Sichere Befestigung im Rucksack und an dessen Gurte
- Funktioniert selbst bei hohen Minustemperaturen und in kompaktem Schnee
Eckdaten:
Größe Steuereinheit: 147 x 107 x 48 mm; Schlauchlänge: 495 mm
Gewicht: 480 Gramm (inkl. Batterien)
Im Verkauf ab: Wintersaison 2023/24
Geschätzter Verkaufspreis: 600 bis 800 €, abhängig vom zertifizierten Rucksackmodell und seinen Funktionen
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