Es gibt nur ultraleichte Fertiggerichte oder komplette Camping-Küchen? Ach was! Food-Experte Sven Christ zeigt uns die simple Kunst der echten Draußen-Küche. Teil 1: Das Hobo-Sandwich aus dem Feuer
Es gibt nur ultraleichte Fertiggerichte oder komplette Camping-Küchen? Ach was! Food-Experte Sven Christ zeigt uns die simple Kunst der echten Draußen-Küche. Teil 1: Das Hobo-Sandwich aus dem Feuer
Kaum ist Wochenende, kennen die Leute nur noch eine Richtung: Raus. In die Berge, an die Seen, zum Biken oder Wandern, zum Klettern oder Paddeln. Viele bleiben sogar über Nacht draußen, wenn das Wetter passt. Kein Wunder, die Stadt ist eng und stickig, richtig frei Durchatmen: ist nicht. Also morgens den Rucksack gepackt und es kann losgehen, oder? Für mich steht davor eine große Frage: Was werde ich essen?
Jeder Trip in die Natur hat seine verschiedenen Anforderungen – für die gemütliche Bergwanderung darf es eine zünftige Brotzeit sein, bei einer Fahrradtour geht es um Packmaß und Gewicht, und wenn man über Nacht bleibt, möchten viele nicht auf den Morgenkaffee verzichten. Da wird es schnell grundsätzlich: Welche Lebensmittel taugen eigentlich zum Mitnehmen? Welche Behälter eignen sich? Muss irgend etwas kühl bleiben? Und wie werde ich wiederum Essen erwärmen?
Was ich an der Stadt mag: Man bekommt an jeder Ecke was zu essen, oft sogar das, worauf man gerade Lust hat. Draußen ist das anders. Ich kann Hütten aufsuchen, klar, Ausflugsrestaurants und so weiter, aber wenn es ans Campen geht, den langen Hike oder die mehrtägige Kanutour, erfordert es schon eine bessere Planung. Wer aber ein paar Skills mitbringt, kann mit wenigen Mitteln und kaum Ausrüstung auch in der Wildnis hervorragend speisen.
Meine heutige Tour geht einfach an den See, ich brauche heute Wasser, möchte ein bisschen rudern und den Blick schweifen lassen. Nichts wirklich Anstrengendes, einfach Erholung. Dabei bleibe ich ungern hungrig. Weil ich mich gerne damit beschäftige, wie man mit kleinsten Mitteln einen größtmöglichen Effekt erzielt, packe ich eine leere 400-Gramm-Dose ein, so eine, aus der man normalerweise Tomaten, weiße Bohnen oder Kichererbsen in den Topf schüttet.
Zu Hause habe ich Sandwiches vorbereitet, mit Schinken, Mozzarella und Cheddar, manche auch mit Gemüse, und in Backpapier und eine Lage Alufolie eingewickelt. Das Gemüse für das Sandwich habe ich am Abend zuvor angegrillt, gesalzen und in etwas Olivenöl mariniert. Etwas Pesto kann da auch gern dazu, dann schmeckt das so richtig nach Antipasti. Der Toast kommt nicht vom Discounter, sondern ist gutes Dinkelkastenbrot vom Biobäcker. Zwei Häuser weiter der Metzger mit gutem Schinken. Die Dose und die Sandwiches sind meine Hauptdarsteller des Tages.
Grillanzünder braucht man eigentlich nicht, es reicht ein einfaches Teelicht, dessen Wachs man über ein Büschel trockenes Gras tropft und damit dann ein paar Stöckchen anzündet.
Ein kleines Feuer, auf einer Kiesbank vorsichtig angelegt, dann stopfen wir das Sandwich in die Dose und lassen es heiß werden. „Hobo-Toast“ habe ich es mal genannt, das Gericht, nach den Leuten, die in Amerika das Land auf den Güterwägen durchqueren. Und vielleicht auch mal ein getoastetes Sandwich wollen, wer weiß. Es kommt nach drei bis vier Minuten herrlich goldbraun aus der Dose, der Käse schmilzt, das Essen ist warm, der Mensch zufrieden. Gut vorbereitet und das Maximum erhalten, würde ich auf so einer Tour sagen – gerade bei kurzen Ausflügen habe ich überhaupt kein Problem damit, am Vortag entspannt möglichst viel zu Hause zu machen und vor Ort mit wenigen Handgriffen etwas Leckeres zwischen den Kiefern zu haben. Wer Lust auf eine kleine Outdoor-Grillsession hat, kann das Gemüse natürlich auch auf einem kleinen Rost über dem Feuer vorgaren.
Wo wir gerade beim Feuer sind: Da gibt es für den Hobo Toast keinen Grund, übermütig zu werden. Zuerst einen Kranz aus faustgroßen Steinen legen, an einer Stelle, die nicht besonders bewachsen ist, am besten an einem Gewässer, damit man das Feuer auch schnell wieder löschen kann. Natürlich beachtet man die örtlichen gesetzlichen Bestimmungen. Grillanzünder braucht man eigentlich nicht, es reicht ein einfaches Teelicht, dessen Wachs man über ein Büschel trockenes Gras tropft und damit dann ein paar Stöckchen anzündet. Für den Toast reichen sechs bis sieben Äste, also bitte nicht den halben Wald abbrennen.
Die Dose nehme ich selbstverständlich wieder mit nach Hause, bis zu vier Ausflüge hält sie durch und entwickelt eine schöne Patina. Ich kann sie in der Küche stehen lassen, Messer und Gabeln hineinstecken. Und dort wartet sie dann auf den nächsten Ausflug.