Die Entscheidung zum Abbruch fällte ich von der einen auf die andere Sekunde. Ich hatte Schmerzen und Angst, ich könnte meinem Körper langfristig schaden. Also humpelte ich neben meinen Freundinnen her, bis uns ein roter Truck ins Auge fiel, den wir zuvor schon einige Male gesehen hatte. Der Fahrer gehörte zu einer Teilnehmergruppe aus Basel. Er fuhr seinen Freunden sozusagen hinterher und sammelte die ein, die nicht mehr konnten. Sie erklärten sich bereit, mich mitzunehmen. Mittlerweile waren wir fast eine Stunde Autofahrt vom Startpunkt entfernt. Ich umarmte meine Freundinnen, setzte mich auf den Boden neben das Auto und brachte vor Erschöpfung und Schmerzen kaum ein Wort heraus. Mein Mammutmarsch war nach 50 Kilometern vorbei. Gegen 5 Uhr morgens betrat ich humpelnd mein Apartment in München – mehr als 13 Stunden nach dem Start.
Einen Tag später stelle ich immer noch dieselben Fragen: Lag es an den Schuhen? War ich nicht ausreichend vorbereitet? Und vor allem: Bereue ich den Abbruch? Darauf lautet die Antwort ganz klar: Nein. Natürlich finde ich es schade, dass ich es nicht bis zum Ende durchgehalten habe. Aber ein Weiterlaufen wäre in meinem Zustand keine Option gewesen.
30 Prozent der Teilnehmer in München sind die 100 Kilometer gegangen, ich gehörte dieses Jahr nicht dazu. Werde ich wieder teilnehmen? Ich weiß es nicht. Bin ich gescheitert? Nein. Denn eine besondere Grenzerfahrung war es in jeden Fall.