09.04.2019

So profitieren Unternehmen von Crowdsourcing

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Immer mehr Unternehmen setzen auf Crowdsourcing. Sie nutzen auf Plattformen wie den ISPO Collaborators Club erfolgreich die Erfahrungen und das Engagement der Konsumenten, indem sie etwa in Entwicklungsprozesse eingebunden werden. Eine Expertin erklärt, wie Crowdsourcing funktioniert.

Unternehmen greifen immer häufiger auf die Intelligenz und Ideen der Kunden zu.
Unternehmen greifen immer häufiger auf die Intelligenz und Ideen der Kunden zu.

Was bedeutet überhaupt Crowdscourcing? Grundsätzlich, dass eine Aufgabe, die normalerweise von einer Person oder einem bestimmten Team ausgeführt wird, nun an eine große, unbestimmte Gruppe weitergegeben wird, die neue Ansätze entwickeln möchte.

„Es gibt nicht mehr das kreative Genie, das im Keller sitzt und lange braucht, um eine Idee zu entwickeln“, sagt Catharina van Delden, CEO bei Innosabi. Die Agentur aus München entwickelt Crowdsourcing-Konzepte für Unternehmen.

Das Sport-Business befindet sich im Wandel

Die Sportbranche an sich befindet sich im Zuge der Digitalisierung im Wandel. Der Konsument als Individuum, der auch wahrgenommen werden möchte, wird immer wichtiger: In der Ansprache durch das Marketing, aber auch als Quelle von Expertise.

Für die Unternehmen an sich ist Crowdsourcing ein äußerst vielversprechender Weg, sowohl den Kunden an sich und dessen Wünsche kennenzulernen und zugleich und mit dessen Hilfe die Qualität der eigenen Produkte zu verbessern. 

„Man kann Ideen früh priorisieren und das Budget auf erfolgsgerichtete Ansätze ausrichten. Dazu kommen Themen wie Schnelligkeit und die neuen Beziehungen zwischen Kunden und Unternehmen im Innovationsprozess“, sagt van Delden.

Wichtig sei, dass man die Menschen nicht mit Preisen lockt, sondern die Motivation zur Teilhabe stärkt: „Die Leute sehen, dass sie als erste Bescheid wissen, mitbestimmen können, an Status gewinnen“, erklärt van Delden: „Dann muss man auch richtig kommunizieren, Informationen zurückfließen lassen, Blogeinträge über Neuerungen schreiben und die Weiterentwicklung der Ideen sichtbar machen.“

„Kollaboration muss das Ziel bei Open Innovation sein“

Eine Moderation, die auch Enttäuschung vorbeugen soll: „Ganz klassische Open Innovation Modelle sehen auch noch die ersten drei Gewinner und danach im schlimmsten Fall nur noch Verlierer. Kollaboration muss das Ziel sein, bei der kleine Ideen zum Ziel führen, nicht die eine Idee, die alle anderen schlägt“, sagt van Delden.

Crowdsourcing kann auf Produktebene stattfinden, aber auch in ganz großen Dimensionen stattfinden: In Melbourne startete 2016 eine Initiative, die die Planung der Stadt in die Hände der vier Millionen Einwohner legte. Das simple System: Ideen einbringen, zusammenführen und so die Metropole im Jahr 2026 auf dem Reißbrett entwickeln. „Der demokratische Gedanke prägt Crowdsourced Innovation stark. Man kann politische Diskussionen führen, oder auch Verwaltungsprozesse anschieben“, sagt van Delden. 

Je nach Unternehmen und Projekt kann Crowdsourcing in unterschiedlichen Entwicklungsschritten stattfinden: „Der Flughafen München hat ein Ideenkonzept entwickelt und schon ganz automatisch die Kunden und Nutzer miteinbezogen. Ein Chemiekonzern dagegen wird erst intern Produkte entwickeln. Aber wenn es um Prototypen und die Anwendbarkeit geht, dann wird er auch die Menschen draußen miteinbeziehen“, sagt van Delden.

Erfolgreiche Kampagnen mit CEP und Bergans

Sportausrüster CEP etwa holt mit seiner Kampagne mit dem Wingtech Shirt gezielt das Feedback der Konsumenten ein um das Produkt weiterzuentwickeln, die ambitionierten Sportler teilen begeistert ihre Erlebnisse mit dem Shirt, für das Unternehmen sind das extrem wichtige Eindrücke aus der Praxis. Outdoor-Hersteller Bergans hat seine Eidfjord Jacke, die zu 30 Prozent aus Zuckermelasse besteht, zum Testen an die Crowd gegeben. 

Unabhängig von der Branche und dem Unternehmen: Allen ist gemein, dass sie mit ein wenig Mut zu, manchmal neuen, digitalen Wegen wertvolle Erkenntnisse gewonnen haben. Sport-Riese Adidas etwa hat Crowdsourcing zu einer seiner drei tragenden Säulen erklärt: „Wir werden das erste Sportartikelunternehmen sein, das Sportler, Konsumenten und Partner einlädt, Teil seiner Marken zu sein“, heißt es dort.



Gregor Röslmaier schreibt für ISPO.com. Autor: Gregor Röslmaier