21.11.2019

Sport-Jobs für ökologische Vordenker: Wie Nachhaltigkeit zum Karriere-Motor wird

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Im Sport-Business geht heute ohne Nachhaltigkeit nichts mehr. Entsprechend gibt es ganz spezielle Anforderungen und Job-Chancen, auf die sich Bewerber einstellen sollten. Wir stellen die fünf wichtigsten vor.

Der NAchhaltigkeits-Trend hat auch Auswirkungen auf den Job-Markt.
Der Nachhaltigkeits-Trend hat auch Auswirkungen auf den Job-Markt.

Die Spieler des FC Bayern und von Real Madrid trugen Trikots aus recyceltem Plastik-Ozeanmüll. Hersteller wie Adidas bieten Schuhe aus diesen Stoffen in ihren Sportshops an.

Einige Outdoor-Hersteller und -Shops verkaufen nur noch Kleidung, die fair gehandelt und hergestellt wurde. Nachhaltigkeit ist auf dem Vormarsch. Das eröffnet natürlich Chancen für Bewerber mit entsprechendem Bewusstsein – vom Recycling-Background bis zu Umweltmarketing-Erfahrungen.

So hat ein Kampagnen-Manager von Greenpeace heute bei Sport-Unternehmen oftmals größere Chancen als der Markenspezialist eines Cola-Herstellers. Was genau die neuen Anforderungen sind und welche Profile mit Öko-Hintergrund bei den Personalverantwortlichen gut ankommen, hat ISPO.com für Bewerber um einen Job in der Sportbranche hier zusammengestellt.

 

 

1. Ökologischer Fußabdruck ist neue Anforderung

2011 hatte der Sportartikelhersteller Puma nach eigenen Angaben als erstes Unternehmen weltweit eine ökologische Gewinn- und Verlustrechnung (Environmental Profit & Loss Account, kurz EP&L) erstellt – besser bekannt als „ökologischer Fußabdruck“.

Ziel ist die Reduzierung der Umweltbelastungen, etwa durch den Ausstoß von weniger Schadstoffen in der Produktion bis hin zu weniger Papierausdrucken im Büro.

Zitat Puma: „Für Trinkwasser, saubere Luft, eine gesunde Artenvielfalt und ertragreiche Böden sind unsere Standorte und unsere Beschaffungskette von der Natur abhängig. Pumas EP&L ist der weltweit erste Versuch, den immensen Nutzen dieser Dienste für ein Unternehmen und die tatsächlichen Kosten der Auswirkungen eines Unternehmens auf die Natur zu messen.“

Externe Wirtschaftsprüfer kommen dabei auch zum Einsatz. Das heißt: hier geht es zunächst um ein Thema für Betriebswirtschaftler und Controller, die im Unternehmen mit diesen neuen Faktoren „rechnen“ müssen. Also: Wer als Bewerber Kosten senken kann, ist gut. Wer noch dazu den ökologischen Fußabdruck durch seine Kalkulationen und Strategien reduzieren kann, ist besser! Nicht nur bei Puma.

2. Recyclingmaterial: Ingenieure sind gefragt

Puma-Konkurrent Adidas prescht nun wie schon erwähnt mit Recyclingmaterial vor. Ende 2016 kam nach den Bayern-Trikots der erste aus Ozean-Müll gefertigte Sportschuh auf den Markt. Die Zwischensohle dafür wurde übrigens im 3D-Druck gefertigt. Hier haben also die Ingenieure in Entwicklung und Produktion neue Herausforderungen.

Gut, wer sich also zum Beispiel als Textilingenieur mit diesen Materialien und deren Eigenschaften auskennt. Denn im Alltagsgebrauch sollen diese neuen Produkte natürlich ebenso standfest sein wie bei herkömmlichen Sportbekleidungen und Schuhen. Ein weiteres Thema ist in Zukunft die Wiederverwertbarkeit der Sportartikel selbst – diese sollen ja letztlich nicht wieder zu Müll werden, sondern entweder biologisch abbaubar oder recyclingfähig sein.

Also ein weites Feld für Spezialisten, die neu eingestellt werden, sowie für klassische Entwickler und Produktionsverantwortliche, die sich auf die zusätzlichen Anforderungen einstellen müssen. Wer hier bei der Bewerbung die Recycling-Karte spielen kann, rennt offene Türen ein! 

 

3. Öko-Hersteller: Outdoor-Trend schafft Jobs

Strickjacken aus reiner Schafswolle, Taschen aus Hanf oder Jute – lange waren die klassischen Öko-Hersteller und -Händler wie Hessnatur auf den Alltagsbedarf spezialisiert. Doch auch sie haben Sport- und Outdoor-Kleidung seit einiger Zeit als stark steigenden Markt entdeckt und bieten die Produkte dafür in reiner Bio-Qualität an.

Bei Hessnatur heißt es zum Beispiel: „Die Bandbreite unseres Sortiments im Bereich der Sport- und Outdoor-Bekleidung ist enorm. Entdecken Sie unter anderem hochwertige und funktionale Laufkleidung aus Bio-Baumwolle und Bio-Schurwolle, GOTS-zertifizierte Regenjacken aus Bio-Baumwolle...“

Hier ist also eine ernstzunehmende Konkurrenz für die klassischen Sportartikel- und Outdoor-Hersteller erwachsen. Gut für Bewerber, die Sport und Umweltbewusstsein im Lebenslauf stehen haben und abseits des klassischen Sport-Business nach Entwicklungsmöglichkeiten Ausschau halten. Denn „die Ökos“ sind längst Mainstream und suchen marketingorientierte Sportspezialisten für ihre Expansion.

 

4. Versandhandel: Öko-Sportartikel als Chance

Zusätzlich zu den traditionellen Öko-Firmen drängen immer mehr neue Online-Versender wie Greenpicks in den Markt, die nachhaltige Sportprodukte mehrerer Hersteller im Angebot haben und für deren Reputation ihre Hand ins Feuer legen.

Bei Avocadostore.de zum Beispiel muss jeder Anbieter für seine Produkte nachweisen, in welcher Weise bestimmte Nachhaltigkeitskriterien wie fairer Handel, CO2-Sparsamkeit oder Ressourcenschonung erfüllt werden. Hier werden gerne auch Produkte trendiger Startups oder exotischer Yoga-Jünger ins Angebot genommen. Gütesiegel wie GOTS (Global Organic Textile Standard) spielen dabei eine große Rolle und werden zur Vermarktung eingesetzt.

Hier eröffnet sich also ein Arbeitsfeld für Sport-Spezialisten, die schon Erfahrungen bei jungen, trendigen Firmen mit Öko-Touch sammeln konnten, für eCommerce- und Vermarktungs-Profis, die vor allem Online sehr spezielle Zielgruppen mit eigener Designsprache und Usability ansprechen können. Gerne Vordenker, die auch neue Öko-Trends erkennen.

 

 

5. Nachhaltigkeits-Berichte: PR neu denken

Die EU-Mitgliedstaaten haben 2014 eine neue Richtlinie zur Erweiterung der Berichterstattung von großen Unternehmen verabschiedet. Dabei geht es um die Information zu Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen sowie die Achtung der Menschenrechte und die Bekämpfung von Korruption und Bestechung.

Am 21. September 2016 hat die Bundesregierung einen entsprechenden Regierungsentwurf veröffentlicht. Damit soll eine Berichterstattungspflicht für Geschäftsjahre erfolgen, die nach dem 31. Dezember 2016 beginnen.

Das heißt: Künftig müssen vor allem börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten ihre Nachhaltigkeits-Bemühungen offenlegen, ähnlich wie im klassischen Geschäftsbericht.

Das ist nicht nur eine gute Nachricht für die Nachhaltigkeit in der Wirtschaft, sondern auch für PR-Fachleute im Sport, die bisher schon mit Nachhaltigkeits-Themen oder sogar Berichten zur sozialen Verantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) zu tun hatten.

Ein Vorreiter dazu ist Vaude. Der Hersteller hatte als erstes Unternehmen der Outdoor-Branche 2011 eine Entsprechungserklärung des DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex) erstellt. Wer als Kommunikator und PR-Experte dagegen bisher „nur“ reine Wirtschaftsinformationen verbreitet hat, sollte sich perspektivisch nach Schulungsmöglichkeiten für CSR umsehen...



Gunther Schnatmann Autor: Gunther Schnatmann