Wie fast immer, wenn ein neues Projekt an den Start gebracht wird, kommen gleich die Kritiker auf den Plan, ohne sich das Vorhaben in Ruhe angeschaut zu haben. Hier bildet die ISPO SHANGHAI keine Ausnahme. Wer etwas Neues ausprobiert, hier die Messe München mit der Idee einer Multisegment-Sportmesse für den Sommer, kann sich stets auf eins verlassen: Es gibt genug Skeptiker, die sich das Ganze – mit den Händen in den Taschen – anschauen und jede Menge Negatives verbreiten.
Outdoor-Segment mit Vorbehalten
Unter den Kritikern gab es durchaus auch besonnenere Gemüter, die ihre triftigen Argumente hatten: Zum einen wurde auf die schwieriger gewordene wirtschaftliche Gesamtlage in China verwiesen. Besonders gestöhnt wurde in der Outdoor-Fraktion, die mit der Vorstellung daherkam, dass es für sie ja bereits eine funktionierende Messe in Nanjing gibt. Und das auch noch gerade drei Tage vor dem neuen Messe-Projekt in Shanghai. Und das auch noch einen Steinwurf von der großen Metropole entfernt.
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Wichtiger noch war aber die Frage: Wozu eine Multisegment-Messe, wenn es die dazu passenden Vollsortiments-Geschäfte in der Form fast nicht gibt, wie wir das aus dem Westen kennen?
ISPO Shanghai überzeugt im zweiten Jahr
Den Organisatoren der jungen Messe ISPO Shanghai ist es mit dem zweiten, überzeugenden Auftritt gelungen, die Zahl der Kritiker erheblich zu reduzieren. Die Argumente dagegen wurden in Gründe dafür umgemünzt. Das ist kein Verdienst langer Reden, sondern praktischer Arbeit.
Dass die Wirtschaft in China im Abschwung ist, sollte als Argument für eine Fachveranstaltung verstanden werden und nicht dagegen. Man nennt das antizyklisches Denken. In Zeiten, in denen das Geld quasi von selbst in die Taschen aller Beteiligten fließt, braucht es fast keine Messe. Es wird bestellt, verkauft - und gut ist es. Eine zentrale Informations-Plattform braucht der Markt eben genau dann, wenn alles ein bisschen schwieriger wird. Das ist der Moment, wenn der Handel neue Anregungen und den Austausch mit Kollegen und Lieferanten benötigt.
Kluger Schachzug ISPO Academy
Ja, es gibt eine funktionierende Outdoor-Messe in Nanjing. Aber auch der relativ vielfältige Outdoor-Handel hat verstanden, dass es neuer Umsatzquellen bedarf, die nicht alleine in seinem traditionellen Geschäftsfeld zu finden sind. Die Outdoor-Händler suchen nach neuen Sortimenten – Running ist dafür ein Beispiel, das auf der ISPO SHANGHAI sinnvoll abgebildet wurde.
Ein recht cleverer Schachzug war angesichts des Wettbewerbs der Schachzug, die ISPO Academy als Schulungstermin für den Handel genau zwischen die beiden Messen zu legen. Immerhin mehr als 100 Händler nahmen dieses Angebot wahr. Damit wurde ein nahtloser Übergang zwischen den beiden Messen geschaffen und als Mittel der Kundenbindung eingesetzt. Das konnte auch die Industrie überzeugen.
Das Argument, dass es den Vollsortiments-Handel in der Form, wie ihn der Westen kennt, in China fast nicht gibt, ist nach wie vor richtige. Aber es gibt eine Menge Spezialisten egal welcher Couleur – nicht nur im Outdoor-Segment, sondern auch im Wassersport, im Running-Bereich, im Actionsport und so weiter. Auch diese Marktteilnehmer brauchen einen Anlaufpunkt - und den bietet die Messe in Shanghai.
Wichtige Marken fehlen noch
Bei allen positiven Signalen bedeutet dies aber noch nicht, dass die ISPO SHANGHAI jetzt als absoluter Pflichttermin gesetzt ist. Dafür fehlt es noch an einigen wichtigen Marken, die in China den Takt vorgeben. Da wird es noch viel Überzeugungsarbeit geben müssen. Der erste und der zweite Schritt sind aber gemacht - und mit jeder weiteren Ausgabe wird der Zulauf größer werden. Das braucht einfach seine Zeit. Das gilt überall, aber vor allem in China, wo die Vollendung einer Großen Mauer immer etwas länger dauert. Das Fundament ist aber bereits erfolgreich gelegt.
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