„Mein erster Eindruck ist sehr gut. Vor allem, weil hier so ein großer Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt wird“, kommentierte Antje von Dewitz auf der Auftakt-Pressekonferenz. Die Branchengröße und CEO von Vaude brachte die Stimmung auf den Punkt. In einer Zeit, in der die Branche laut Zahlen der European Outdoor Group (EOG) von 2018 mit einem Umsatzverlust von etwa einem Prozent stagniert, braucht es neue Impulse.
„Nichts ist mehr so, wie es vor fünf Jahren war. Und das Tempo der Veränderungen wird immer schneller“, sagte EOG-Generalsekretär Arne Strate. Die OutDoor by ISPO soll die Brands und Händler fit für das neues Zeitalter machen. Und zwar nicht nur an den vier Messetagen bis Mittwoch, sondern als Ganzjahresplattform 365 Tage im Jahr. Dabei soll auch die in diesen Tagen gestartete neue Plattform Outdoor Society als Ergänzung zu ISPO.com helfen. „Wir wollen neue Zielgruppen für die Industrie erschließen und damit Wachstums-Chancen eröffnen“, kündigte Dittrich an.
Das erhoffen sich natürlich auch die über 1000 Aussteller aus 35 Ländern – eine tolle Beteiligung für eine Premieren-Messe. Sechs Messehallen waren ursprünglich für die OutDoor by ISPO geplant, jetzt sind neun belegt. Insgesamt erreicht die Ausstellungsfläche fast 100.000 Quadratmeter. Dittrich: „Das zeigt, dass der Zuspruch der Branche groß ist.“ Das in enger Abstimmung mit der Outdoor-Szene und EOG erstellte Konzept beinhaltet, dass man den Outdoor-Begriff von klassischen Inhalten wie Wandern oder Trekking um Aktivitäten wie Wassersport, Mountainbiken, Trailrunning oder Urban Outdoor ergänzt.
Ein Hotspot auf der Messe wird sicher der Indoor Climbing Hub sein, denn der Bereich Klettern wächst laut Zahlen der EOG mitten in einer eher herausfordernden Situation in der Branche stark. Zudem soll die Outdoor-Industrie mit anderen Branchen wie Elektronik oder Umwelttechnologien verbunden und so Innovationspotenzial erschlossen werden.
Gebraucht wird das vor allem beim Thema Nachhaltigkeit, das genau wie viele Stände in den Messehallen auch die große Auftakt-Pressekonferenz dominierte. Eindringlich forderte Antje von Dewitz die Branche auf, sich der Verantwortung zu stellen. „Die Natur ist das Feld, wo wir Geschäfte machen. Und wir sind mitverantwortlich für viele Probleme, die es gibt. Die Textilindustrie verursacht etwa ein Drittel des Mikroplastiks, das im Meer schwimmt. Und weltweit werden 25 Prozent der Pestizide für die Produktion von Baumwolle verwendet. Es ist deshalb unsere Verantwortung, Lösungen zu finden.“
Etwa zehn Jahre habe die Welt noch, um durch eine Umkehr noch schlimmere Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Die Worte fielen an einem Tag, an dem die Messebesucher bei weit über 30 Grad auf dem Freigelände nach Schatten suchten. Weitere wichtige Herausforderungen seien die Themen Klimawandel und das Verschwinden vieler Arten. Welche Geschäfte kann die Outdoor-Branche künftig noch machen, wenn die Natur unwirtlich, verschmutzt und von immer weniger Tieren und Pflanzen bevölkert wird?
Ryan Gellert, General Manager EMEA bei Patagonia, redete der Outdoor-Branche mit deutlichen Worten ins Gewissen: „Ich habe höchsten Respekt vor dem 16-jährigen Mädchen, das an der Spitze der Bewegung für den Kampf gegen den Klimawandel steht. Aber wir als Industrie sollten uns schämen, dass wir es nicht besser können.“ Dabei wird Nachhaltigkeit von den Konsumenten belohnt – 75 Prozent ist das Thema wichtig. Deshalb sind Marken wie Vaude oder Patagonia im Markt auch erfolgreich und glänzen mit guten Wachstumszahlen.
Laut von Dewitz verursache die Konzentration auf Nachhaltigkeit in der Produktion in der Lieferkette etwa zehn bis 15 Prozent höhere Kosten, man könne allerdings nur etwa fünf bis acht Prozent über höhere Kosten an die Konsumenten weitergeben. Deshalb sei es wichtig, dass die Industrie zusammenstehe und an einer Änderung des gesamten Systems zu Gunsten der Nachhaltigkeit arbeite. Die OutDoor by ISPO sieht die Vaude-Chefin dabei als idealen Partner. Nicht nur wegen des gemeinsam mit der Branche entwickelten „Code of Conduct“.
„Die Messe München hat sich verpflichtet, den Weg hin zur Klimaneutralität zu gehen. Deshalb bin ich stolz, Teil dieser Messe zu sein“, sagte von Dewitz. Klaus Dittrich hob hervor, dass die Messe München durch die Nutzung von Photovoltaik, Geothermie und der Rückgewinnung des Regenwassers schon jetzt einer der nachhaltigsten Messe-Veranstalter sei. Der laut Dittrich sogar etwas gegen das Insektensterben tut: „Seit einem halben Jahr gibt es Bienenstöcke auf dem Gelände. Vor kurzem habe ich den ersten Honig eingesammelt.“
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