Während sich Europa und die USA noch im kompletten Corona-Lockdown befinden, machten Meldungen aus China kurz vor Ostern Mut: Die Millionenstadt Wuhan kehrte nach fast drei Monaten der Ausgangssperren zur Normalität zurück. Einkaufszentren sind wieder geöffnet. Das sind auch gute Nachrichten für Sport-Brands und Sportvereine im Reich der Mitte.
So hofft die Chinese Super League, Chinas Top-Fußballiga, im Mai tatsächlich den ursprünglich für 22. Februar geplanten Saisonstart nachholen zu können.
„Mit jedem abgesagten Spiel wird der Sport weiter wirtschaftlich geschwächt, schon jetzt sind Ticketeinnahmen und Trikotverkäufe massiv eingebrochen. Es ist ein Test für Führungskräfte und Manager in der Branche, aber auch für Sportler und Teilnehmer“, sagte Simon Chadwick, Experte für Sportpolitik in China, dem Sender Al Jazeera. Ausrichter behalfen sich mit Online-Streams von eSports-Events.
Und auch Sportartikelmarken haben dank Online-Aktivitäten die durch die Krise auflaufenden Verluste versucht zu minimieren. Viele große internationale Sportmarken konnten ihr Online-Geschäft in China über die E-Commerce-Plattform Tmall im ersten Quartal 2020 gegenüber den Vorjahreszeitraum deutlich steigern (Adidas + 16%, Nike + 26%, PUMA + 44%, FILA + 50%, The North Face + 17%, Arc’teryx + 20%).
„Alle Sportmarken sollten der Digitalisierung noch mehr Aufmerksamkeit schenken. Durch das Virus können die Menschen zwar nicht nach draußen gehen, aber sie brauchen den Sport weiterhin oder vielleicht noch mehr. Ein kurzes Video über Tik Tok, Livestreaming auf Amazon oder Tmall und gemeinsames Laufen in der Online-Community können Marken dabei helfen, den Kontakt zu den Verbrauchern zu halten. Und dann auch online Produkte zu verkaufen“, sagt Danny He, China-Manager bei der Sport-Branchenplattform ISPO.
Branchenprimus Nike schaffte es so, die Verluste im Geschäftsquartal bis zum 29. Februar 2020 in China bei immerhin nur vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu halten. Und das, obwohl in Spitzenzeiten der Corona-Epidemie bis zu 75 Prozent aller Nike-Stores in China geschlossen waren.
Inzwischen sind die meisten Sportgeschäfte in China wieder geöffnet und auch in immer mehr Fitnessstudios oder Sporthallen gehen die Menschen wieder trainieren.
Bei der Rückkehr zur Normalität kommt China zugute, dass schon vor dem Virus-Ausbruch zumindest in den Städten die meisten Menschen mit einem Mund- und Nasenschutz unterwegs waren. Dieser wird nun praktisch von allen in der Öffentlichkeit getragen – egal ob in öffentlichen Verkehrsmitteln oder beim Shoppen im Einkaufszentrum.
Die chinesische Wirtschaft hat inzwischen wieder fast Normalniveau erreicht. Laut Daten des Pekinger Statistikamtes gingen die Importe im März nur noch um 0,9 Prozent auf 165,25 Milliarden Dollar zurück. In den ersten beiden Monaten des Jahres hatte das Minus vier Prozent betragen. Um den wirtschaftlichen Einbruch in den Zeiten des Corona-Stillstands zu bewältigen, hatte die chinesische Regierung Banken angewiesen, Firmen aus dem Sportbusiness günstige Kredite zu geben.
Zudem wurden Ladenmieten für den Februar und März gestundet beziehungsweise erlassen. So konnte eine größere Zahl von Insolvenzen vermieden werden. Nach dem großen Einbruch hofft die Sportbranche im Reich der Mitte jetzt auf Nachholeffekte der Kunden. Im Sommer genau wie im Winter. Der vorzeitige Abbruch der Wintersportsaison hatte den chinesischen Skigebieten Umsatzeinbußen von umgerechnet etwa einer Milliarde Euro beschert.
Mit Blick auf die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking hofft die Wintersportbranche nun auf einen Boom im kommenden Winter. Auch das ist wichtig für die Sportindustrie in Europa und dem Rest der Welt: In der größten Krise ist Optimismus Pflicht! Deshalb laufen die Planungen für die chinesischen Top-Sport-Branchenmessen ISPO Shanghai (3. bis 5. Juli 2020) und ISPO Beijing (14. Bis 16. Januar 2021) weiterhin auf Hochtouren.
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